Eine kurze Einordnung. Was ist Buy Now, Pay Later?

Das Konzept von BNPL ermöglicht es Kundinnen und Kunden, Produkte oder Dienstleistungen sofort zu erwerben und die Kosten erst zu einem späteren Zeitpunkt zu begleichen – wahlweise in einer Summe oder aufgeteilt in Raten. Dies erinnert stark an klassische POS-Finanzierungen, jedoch mit entscheidenden Unterschieden:

- Zinsfreiheit und geringe Hürden: Im Gegensatz zu Kreditkarten oder herkömmlichen Ratenkrediten verzichtet BNPL oft auf Zinsen und komplizierte Antragsverfahren. 

- Zielgruppe Millennials und Gen Z: BNPL ist vor allem bei digitalaffinen jungen Generationen beliebt, die einfache, transparente und flexible Zahlungsmethoden schätzen.

Fintechs wie Klarna, PayPal und AfterPay haben diesen Markt früh erkannt und bedienen die steigende Nachfrage. Doch auch Banken können in diesem Segment mitmischen.

Die Erfolgsgeschichte von BNPL beruht auf drei zentralen Faktoren: Es bietet Kundinnen und Kunden finanzielle Flexibilität, indem größere oder spontane Ausgaben bequem aufgeschoben werden können, ohne das Kreditkartenlimit zu belasten. Händler profitieren von höheren Bestellwerten und steigenden Abschlussquoten – Studien zufolge erzielen sie mit BNPL durchschnittlich 30 % mehr Verkäufe. Gleichzeitig erfüllt BNPL das Bedürfnis nach einem modernen, unkomplizierten Zahlungserlebnis, das schnell und nahtlos integriert ist. Banken hingegen geraten zunehmend ins Hintertreffen, da BNPL-Anbieter die Kundenschnittstelle dominieren. Wer hier den Anschluss verpasst, riskiert nicht nur den Verlust von Marktanteilen, sondern auch die langfristige Kundentreue.

BNPL vs. Kreditkarten: Wo stehen Banken?

Traditionelle Kreditkarten sind jahrzehntelang das zentrale Finanzierungsinstrument gewesen. Sie bieten Zahlungsaufschub und Ratenzahlung – eigentlich keine Neuigkeit. Dennoch gibt es Gründe, warum BNPL gerade jetzt als moderner und attraktiver wahrgenommen wird:

1. Komplizierte Gebührenstrukturen: Während BNPL oft gebührenfrei ist, sind Kreditkarten für viele Nutzer durch Zinsen und versteckte Kosten abschreckend. 

2. Vertrauensdefizit bei jüngeren Generationen: Millennials und die Gen Z betrachten Kreditkarten häufig skeptisch und bevorzugen transparentere BNPL-Lösungen. 

3. Digitale Nutzererfahrung: Fintechs bieten BNPL als integrierten Service innerhalb von E-Commerce-Plattformen oder eigenen Super-Apps an – eine nahtlose, moderne Customer Experience, die Banken bislang selten liefern.

Trotz des schnellen Wachstums von Fintechs sind Banken keineswegs machtlos – sie verfügen über klare Wettbewerbsvorteile. Ihr größtes Kapital bleibt das Vertrauen und die langjährige Reputation bei ihren Kundinnen und Kunden, ein entscheidender Faktor in der Finanzwelt. Zudem können Banken BNPL-Funktionen nahtlos in bestehende Apps integrieren und so ihren vorhandenen Kundenstamm ohne hohe Akquisitionskosten erreichen. Ein weiterer Vorteil ist ihre regulatorische Stabilität: Während BNPL-Anbieter zunehmend mit strengeren Auflagen kämpfen, verfügen Banken über jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit Kreditrisiken und regulatorischen Anforderungen.

Um sich als ernsthafte Alternative zu großen Fintech-BNPL-Anbietern zu positionieren, müssen Banken ihre Services modernisieren und gezielt auf die Bedürfnisse der jungen, digitalaffinen Zielgruppe zuschneiden. Eine Integration von BNPL-Funktionen direkt in bestehende Banking-Apps – etwa als „Super-Wallet“, das Kreditkarten- und BNPL-Features kombiniert – könnte Banken wieder zur zentralen Anlaufstelle im Zahlungsverkehr machen. Zusätzlich bieten flexiblere Kreditkartenprodukte, wie sie etwa die australische CommBank einführt, neue Anreize: Karten ohne Zinsen oder versteckte Gebühren, die nur bei aktiver Nutzung Kosten verursachen, sprechen besonders jüngere Kundinnen und Kunden an.

Auch personalisierte Angebote, wie spezielle Ratenkredite oder integrierte Finanzanalysen, stärken die Kundenbindung. Individuell gestaltete Karten oder intelligente Zahlungserinnerungen können das Vertrauen weiter festigen. Schließlich ermöglicht die finanzielle Stabilität von Banken die Entwicklung langfristig tragfähiger BNPL-Modelle, ein klarer Vorteil gegenüber Fintechs, die oft stark auf externe Investoren angewiesen sind.

Buy Now, Pay Later ist gekommen, um zu bleiben. Es bietet Kundinnen und Kunden Flexibilität und ein modernes Zahlungserlebnis – Eigenschaften, die vor allem bei der Generation Z und den Millennials gut ankommen. Banken dürfen diesen Trend nicht ignorieren, sondern müssen ihn als Gelegenheit nutzen, ihre Position im Zahlungsverkehr zu festigen und auszubauen.

Wer jetzt handelt und BNPL-Lösungen in sein Portfolio integriert, kann nicht nur Marktanteile zurückgewinnen, sondern auch jüngere Zielgruppen langfristig binden. Dabei sollte der Fokus auf Digitalisierung, Flexibilität und Vertrauen liegen – die drei Säulen, auf denen Banken ihr BNPL-Angebot aufbauen können.

Die Zukunft der Zahlung gehört denen, die sie aktiv gestalten. Banken haben alle Karten in der Hand – sie müssen sie nur spielen.